Mit schöner Regelmäßigkeit erheben Politiker hierzulande populistische Forderungen, den „unterhaltsprellenden Vätern“ den Führerschein zu entziehen, sei es Christine Bergmann oder Manuela Schwesig, Sigmar Gabriel oder die hessische Sozialministerin Silke Lautenschläger, die Grünen in Bremen oder Franziska Giffey. Dabei wird nicht nur nicht berücksichtigt, dass die meisten Männer, die nicht oder zu wenig zahlen, bereits an der Armutsgrenze leben, sondern es wird vor allem unter den Teppich gekehrt, dass unterhaltspflichtige Mütter in weit größerem Umfang und keineswegs immer aus Gründen der Armut ihren Pflichten nicht nachkommen, nämlich ca. 90 Prozent beim Trennungsunterhalt und 80 Prozent beim Kindesunterhalt. In der Studie des BMFSFJ von 2003 „Wenn aus Liebe rote Zahlen wird“ ist dies schamhaft in ein, zwei Nebensätzen versteckt, ebenso können wir es lesen in einem Antrag der FDP an den Bundestag von 2006, in einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung 2014 und bereits 2002 in einer Umfrage des Forsa-Instituts (S. 102). Während Männern gegenüber also ungeachtet ihrer persönlichen Situation kein Pardon gegeben wird, werden unterhaltsprellende Frauen mit Samthandschuhen angefasst.
Menschenverachtung gegenüber Vätern, die um ihre Kinder kämpfen, ist nicht nur allgegenwärtig, sondern auch von besonders widerwärtiger Perfidie gekennzeichnet. Burkhard Strassmann bezeichnet den „neuen Vater“ in der Zeit als „Wurm“ und „Jammerlappen“, Magnus Klaue unterstellt Vätern in Konkret eine „Intention, Frauen zu rechtlosen Objekten der Gattungsreproduktion zu erniedrigen“ und erklärt deren Liebe zu ihren Kindern zur „Sehnsucht vieler Scheidungsväter nach geheuchelter Harmonie, moralischem Ablasshandel und ökonomischer Versklavung der Ex-Gattin“, die sie zum Bedürfnis des Kindes umlügen würden. Bei so viel Kaltschnäuzigkeit überrascht es dann nicht, dass etwa Moderatorin Lisa Ortgies im Fernsehen unwidersprochen empfehlen kann, Frauen sollten kinderunwillige Männer „zu ihrem Glück zwingen“ und heimlich die Pille absetzen. Sein Körper gehört ihm nämlich noch lange nicht.
Deswegen werden Entscheidungen zum Scheidungsrecht auch grundsätzlich über die Köpfe der betroffenen Männer hinweg getroffen. Bei der diesjährigen Anhörung des Rechtsausschusses des Bundestages zum Thema „Wechselmodell“ waren zwar Frauenorganisationen als „Experten“ geladen, von denen bekannt ist, dass ihre Politik darauf abzielt, Familien zu spalten und die Entrechtung von Vätern festzuschreiben, authentische Väterverbände hingegen nicht. Darüber hinaus wurde die Anhörung nicht, wie es üblich ist, über Bundestags-TV für die Öffentlichkeit übertragen.
Kinderschutz endet an der Geschlechtergrenze
Mangelndes Mitgefühl macht auch vor den Schwächsten der Gesellschaft, nämlich (männlichen) Kindern, nicht Halt. Die Beschneidung von Jungen ist ein gefährlicher überflüssiger Eingriff, durch den jedes Jahr weltweit zahllose Jungen sterben. Betroffenenverbände weisen seit Jahrzehnten auf die Folgen dieser barbarischen Praxis hin. Nach dem wegweisenden Urteil des Landgerichts Köln von 2012 über die Strafbarkeit der Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen beeilten sich Politiker aller Parteien, männliche Genitalverstümmelung zu legalisieren. Bei der Anhörung des Justizministeriums wurde Betroffenen und Betroffenenverbänden die Teilnahme verweigert. Stattdessen wurde 2013 Genitalverstümmelung von Mädchen und Frauen als eigener Straftatbestand und schwere Körperverletzung in das Strafgesetzbuch aufgenommen und kann mit bis zu fünfzehn Jahren Gefängnis bestraft werden. In Verbindung mit der Legalisierung der Jungenbeschneidung macht der Tatbestand damit deutlich, dass es für unsere Politiker wertvolles und weniger wertvolles Leben gibt.
Als 2015 eine Gruppe an der Universität Bonn eine neue Leitlinie zum Kinderschutz erstellte, weigerte sie sich, das Thema „Beschneidung von Jungen“ auch nur zu berücksichtigen. Parallel dazu frohlockte Gerhard Lehrke im Berliner Tagesspiegel, dass männliche Genitalverstümmelung doch manche Tierversuche überflüssig machen würde. WHO, UNICEF und Weltbank fördern derweil mit Millionen US-Dollars Kampagnen zur „freiwilligen“ Beschneidung von Jungen und Männern in Afrika, die zur Folge haben, dass Jungen entführt und zwangsweise beschnitten werden, um die Quoten zu erfüllen, die dem ärztlichen Personal Prämien einbringen.
Auch bei Verbrechen gegen Jungen gelten die üblichen Doppelstandards. Einer globalen Studie zufolge wird sexueller Missbrauch von Jungen in vielen Ländern kaum thematisiert. Von vierzig untersuchten Ländern hat knapp die Hälfte überhaupt keinen Rechtsschutz für Jungen, in vielen Fällen sind die Gesetze speziell auf Mädchen zugeschnitten und erkennen Jungen als Opfer nicht an. Unterstützung, einschließlich Unterkünfte und Rechtsbeistand, konzentriert sich auf Frauen und Mädchen.